Steigende Kosten, weniger Anbieter, strengere Vorgaben: Der landwirtschaftliche Versicherungsmarkt verändert sich rasant. Wir haben mit Heike Güldner, Leiterin Versicherungskonzepte & Vertragsmanagement, und unserem Geschäftsführer Udo Metzner gesprochen. Beide arbeiten seit vielen Jahren in der Agrarversicherung bei AgroSecur und ordnen ein, was Landwirte jetzt beachten sollten – wo Risiken liegen und welche Chancen es gibt.
Wie hat sich der landwirtschaftliche Versicherungsmarkt seit dem letzten Jahr entwickelt?
Udo Metzner: Obwohl wir im letzten Jahr von großen Sturmereignissen und Überschwemmungen verschont waren und die Schadenhäufigkeit keine wesentlichen Veränderungen aufwies, bleibt der Versicherungsmarkt in den Sach- und Haftpflichtsparten angespannt. Das liegt vor allem an den stark gestiegenen Kosten für Reparaturen und Ersatzinvestitionen – in den letzten fünf Jahren teils Preissteigerungen von bis zu 150 %. Außerdem ziehen sich Versicherer aus geschäftspolitischen Gründen teilweise oder ganz aus dem landwirtschaftlichen Geschäft zurück. Eine Reduzierung der Anbieter ist für keine Branche vorteilhaft.
Wie erleben Sie die Stimmung unter den Landwirten aktuell?
Heike Güldner: Die Stimmung ist eher pessimistisch. Die Ernte 2025 war in Menge und Qualität durchschnittlich bis gut. Auf dem Markt gibt es dafür jedoch schlechte Preise. Für Milch und Fleisch liegen die Erlöse zwar über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre, doch gestiegene Betriebskosten fressen dieses Plus sofort auf. Hinzu kommen regulatorische und bürokratische Auflagen, die die Betriebe belasten. Und der Fachkräftemangel trifft die Landwirtschaft besonders hart. Das alles drückt auf die Stimmung.
Welche Schadensfälle sind Ihnen zuletzt besonders aufgefallen – etwa bei Brand, Einbruch oder Maschinenschäden?
Udo Metzner: Ich möchte unseren Mandanten ausdrücklich danken: Trotz der täglichen Herausforderungen verlieren sie Präventionsmaßnahmen nicht aus dem Blick. Jeder Landwirt weiß, dass ein Schadenfall den Betriebsablauf stört – deshalb legt er von sich aus großen Wert auf Schadenverhütung.
Trotzdem sehen wir, dass der Wirtschaftsmotor in Deutschland ins Stocken geraten ist. So nehmen Einbruchdiebstähle leicht zu. Wenn Investitionen in VdS-anerkannte Überwachungssysteme das Budget übersteigen oder Alarmanlagen nicht sinnvoll eingebaut werden können, sollte zumindest am Ende jedes Arbeitstages die Verschlusssicherheit aller Gebäude geprüft werden. Bei Zugängen, die mehrere Personen nutzen, ist es ratsam, klare Verantwortlichkeiten und Berechtigungen festzulegen und zu dokumentieren.
Außerdem empfehle ich jedem Landwirt die Sicherheitsvorschrift VdS 3453 (Brandschutz im landwirtschaftlichen Betrieb). Sprechen Sie gern unsere Kundenberater an – sie stellen das Dokument beim nächsten Besuch zur Verfügung.
Viele Betriebe klagen über steigende Beiträge. Was sind die Ursachen?
Heike Güldner: Die Versicherungsbeiträge werden von vielen Faktoren beeinflusst. Einige Beispiele, ohne Reihenfolge oder Wertung:
- gesetzliche Vorgaben und Regulierung → führen zu ständiger Anpassung von Risikobewertung, Deckung und Selbstbehalten
- bessere Datenlage & Technik → Risiken können exakter eingeschätzt werden
- steigende Sachwerte → Neubauten, Maschinen, Dünger, Futtermittel etc. werden teurer
- zunehmende Extremwetterereignisse → mehr und höhere Schäden
- Großschadenereignisse nehmen zu
- Reparaturkosten → Material und Arbeitskraft sind deutlich teurer geworden
Um langfristig Versicherungsschutz bieten zu können, müssen Versicherer all diese Faktoren in die Beitragskalkulation einbeziehen und stetig anpassen – das ergibt sich sowohl aus unternehmerischen Gründen als auch aus politischen Vorgaben.
Hat sich die Risikoprüfung der Versicherer verändert?
Udo Metzner: Ja, die Versicherungswirtschaft ist heute viel stärker vom Transparenzgedanken geprägt. Viele Risikoträger haben in neue IT-Systeme investiert. Deshalb sind nun oft mehr Informationen nötig: etwa zur regionalen Hochwassergefährdung, zur Werteverteilung je Standort oder zu Ausfallwahrscheinlichkeiten von technischen Anlagen. Unabdingbar sind inzwischen auch korrekte Angaben zu Vorschäden.
Ich hoffe, dass nicht allein Algorithmen den Ausschlag geben, sondern der Mensch mit seinem Urteilsvermögen die Gesamtsicht behält. Wir als Versicherungsmakler setzen uns genau dafür ein. Mit unserer landwirtschaftlichen Allgefahrenversicherung haben wir weiterhin ein Produkt, das leistungsfähig ist und vergleichsweise wenig Informationsaufwand verlangt.
Wie entwickelt sich die Kfz- und Flottenversicherung?
Heike Güldner: Auch hier sehen wir Prämiensteigerungen – verursacht durch Inflation, gestiegene Schadenlast und höhere Reparaturkosten. Für 2026 rechnen wir mit einer Steigerung von etwas unter 10 %, möglicherweise etwas mehr. Zudem erwarten wir eine deutlich umfangreichere Datenerfassung und -auswertung: objektive Risiken wie gehäufte Wettereignisse in bestimmten Regionen, aber auch subjektive Faktoren wie Fahrverhalten werden künftig stärker in die Beitragsgestaltung einfließen.
Wohin entwickelt sich der Agrarversicherungsmarkt insgesamt?
Udo Metzner: Das hängt von vielen Faktoren ab: Klima, Weltmarkt, politische Rahmenbedingungen. Aktuell werden u. a. diskutiert:
- eine verpflichtende Hochwasserversicherung für Gebäude und Inhalte
- Produktanpassungen für Auswinterungs- und Trockenschäden
- stärkere Berücksichtigung klimatischer Großschäden in der Beitragsfindung
Wir rechnen deshalb in den nächsten Jahren mit steigenden Beiträgen und/oder höheren Selbstbehalten in Sach- und Haftpflicht. In anderen Bereichen gibt es gegenteilige Tendenzen – z. B. bei der D&O-Versicherung. Hier informieren wir unsere Mandanten regelmäßig.
Ihr Rat an landwirtschaftliche Unternehmen – was sollte man jetzt tun?
Heike Güldner: Ich begleite landwirtschaftliche Betriebe seit über 20 Jahren. Jede Firma hat ein eigenes Risikobewusstsein und individuelle Anforderungen. Deshalb empfehle ich, sich folgende Fragen zu stellen:
- Welches Risiko kann oder möchte ich selbst tragen?
- Welches Risiko ist in seiner Dimension unkalkulierbar?
- Brauche ich eine Basisdeckung oder ein Rundum-Sorglos-Paket?
- Wieviel Zeit und Energie habe ich für die Organisation meines Versicherungsschutzes?
Wer es einfach, handhabbar und damit kostengünstig will, ist bei uns richtig. Für das Sorglos-Paket sind wir, die AgroSecur, genau der richtige Ansprechpartner.